15.06.2017
Freibad Lommatzsch – Der Anfang vom Ende
… von Hannelore Faerber
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In den letzten Ausgaben der Lommatzscher Nachrichten wurde die Ansicht des inzwischen aufgelösten Badvereins sowie die des Stadtrates zum Freibad dargelegt. Dennoch fehlen beiden Artikeln wichtige Details, die zum Verständnis der Problematik nötig sind und Ihnen eine unvoreingenommene Beurteilung ermöglichen sollen.
Als nach der Badesaison 2010 größere Schäden an der GFK-Dichtschicht des Bades, vor allem im Nichtschwimmerbereich, eine gefahrlose Nutzung des Beckens unmöglich machten, ließ die Stadt Lommatzsch durch eine Badbaufirma ein Gutachten zu den Schadensursachen erstellen, ein Gutachten, dass diesen Namen nicht einmal ansatzweise verdiente, denn es war nur „gut“ für die Stadtverwaltung. Der Gutachter, Herr Hinz, präsentierte den interessierten Bürgern bereits in einer öffentlichen Versammlung Bilder von unsachgemäß reparierten Bädern als Kontraindikation zu einer Sanierung mittels Folie. Dies war ihm nicht einmal eine Entschuldigung wert.
In der irrigen Annahme, die Stadt vor einer Fehlentscheidung bewahren zu können, wies ich bereits im Jahr 2011 auf Ungereimtheiten in der Schadensanalyse des Herrn Hinz hin (Arbeitsgruppe Freibad, unter anderem anwesend, leitende Mitglieder des Lommatzscher Stadtrates – Protokoll ist sicher noch vorhanden, oder???). Im Vorfeld hatte ich mir meine Erkenntnisse von mehreren Badplanern bestätigen lassen, von denen auch einige mit der Lommatzscher Problematik vertraut waren. Da sich in unserem damaligen Stadtrat etliche Mitglieder mit Hoch- bzw. Fachschulabschluss befanden, hoffte ich, dass es für diese ein Leichtes sein dürfte, das fehlerhafte Gutachten des Badplaners zu durchschauen.
Da hatte ich mich jedoch gründlich geirrt und musste feststellen, dass man seitens der Stadt nicht bereit war, der Wahrheit ans Licht zu verhelfen. Vielmehr diente das „Gutachten“ dazu, der Bevölkerung zu vermitteln, dass nur ein über eine Million teurer Neubau möglich wäre. (Das Märchen vom bergauf fließenden und daher drückendem Wasser und einem schwimmenden Becken habe ich in den Lommatzscher Nachrichten ausführlich widerlegt.)
Somit sollten die Bürger glauben, der Hauptgrund für die Schließung des Bades sei der Aufwand für den Neubau. Nach und nach gab die Stadt jedoch zu, die Kosten für die Betreibung des Bades nicht aufbringen zu wollen  – am deutlichsten wohl in Form der Bedenken, beim Scheitern der Pläne des Badvereins, ein repariertes Objekt übernehmen zu müssen.
Wozu diente das „Gutachten“ des Badplaners, wenn man ohnehin das Bad schließen wollte? Um die Bevölkerung zu beruhigen – sprich: An der Nase herumzuführen? Schade um das dafür investierte Geld! Ich finde es traurig und verwerflich, dass leitende Teile der Stadtverwaltung und des Stadtrates zu einer derartigen Handlungsweise greifen.
Ich mache ihnen nicht zum Vorwurf, dass die Stadt finanziell klamm ist, dieser Vorwurf geht an übergeordnete Stellen bzw. unsere Bundesregierung. Es ist eine Schande, dass in einem der reichsten Länder der Erde mit Rekordsteuereinnahmen kein Geld für ein kleines Freibad vorhanden ist. Wohl aber die Art und Weise des Umgangs mit anvertrauten Werten, wie der Substanz des Freibades, werfe ich der Stadt vor. Hätte sie das Bad erhalten wollen, wäre eine effektive und unvoreingenommene Zusammenarbeit mit allen Badinteressierten von Nöten gewesen. Ich bin mir sicher, das Lommatzscher Bad wäre zu retten gewesen, wie so viele andere Bäder es bewiesen haben. Gegen den Willen einer Stadtverwaltung und des Stadtrates hätte jedoch nicht einmal der beste Verein eine Chance gehabt.
Die hier dargestellte Problematik sollte jeden Bürger veranlassen, darüber nachzudenken, wie demokratisch in Lommatzsch Anliegen behandelt werden, die nicht im Interesse der Stadtverwaltung liegen. Es kann jeden treffen – wollen Sie dann ebenso fair wie die Freunde des Freibades behandelt werden? Ich meinerseits bin zutiefst enttäuscht, dass sich die Fraktion der Linken nicht zu schade ist, dieses Spiel des CDU- und FDP-dominierten Stadtrates mitzuspielen.
Schade – welche Alternative bleibt mir nun bei der nächsten Wahl?
Ihre Hannelore Faerber [zurück zur Startseite]