21.11.2014
Hornissen II
Wissenswertes über die asiatische Hornisse
LN-Fotostrecke Bild 1 von 0
Vor einiger Zeit berichtete ich an dieser Stelle über unsere einheimischen Hornissen (siehe Bild). Ich hoffe, dass ich Interessantes vermitteln und Missverständnisse richtigstellen konnte. Aus gegebenem Anlass und zur Vervollständigung des Themas finde ich es erforderlich,diesen Beitrag zu ergänzen. Der Hauptgrund ist ein Ereignis, welches nicht besonders spektakulär zu sein schien. Am 9. September diesen Jahres fotografierte eine Biologin Blumen und Insekten in ihrem Gewächshaus, nahe Karlsruhe. Einige dieser Bilder erregten kurz darauf in Fachkreisen in Europa und besonders natürlich in Deutschland großes Aufsehen, denn auf den Fotografien war eine Hornisse abgebildet, welche sich an einer Blüte gütlich tat. Das Besondere an diesen Bildern ist, dass darauf keine einheimische, sondern eine asiatische Hornisse (Vespa velutina) abgelichtet war und dass dies der erste Beweis ist, dass die asiatische Hornisse auch in Deutschland angekommen ist. Die erste asiatische Hornissenkönigin reiste auf einem Schiff von China nach Europa, verborgen in der Ladung, ging in Frankreich, in Bordeaux von Bord und gründete das erste asiatische Hornissenvolk Europas. Die Hornissen breiteten sich in Frankreich aus, eroberten danach Spanien, tauchten 2011 in Belgien auf und 2013 in Italien und sind nun bei uns in Deutschland angekommen. In Asien existieren 7 Unterarten und 6 Varietäten. Die sich in der vorstehend beschriebenen Weise in Europa verbreitende Hornisse gehört zur Varietät Vespa velutina var. nigrithorax. Sie ist etwa so groß bis ewas kleiner, wie unsere einheimischen Hornissen, aber insgesammt dunkler, mehr schwarz und der Hinterleib mit wenig Gelb, mehr Dunkelbraun, Schwarz und Orange. Die Beine sind in der oberen Hälfte schwarz und im unteren Teil gelb. Sie gilt nicht als agressiv und wird teilweise als eher scheu beschrieben. Einige der manchmal reißerisch aufgemachten diesbezüglichen Medienberichte beziehen sich eher auf die Vespa velutina ssp. divergens, die sehr agressiv ist, beziehungsweise die asiatische Riesenhornisse Vespa mandarinia, welche beide nur in Asien vorkommen und in Europa bisher noch nie gesehen wurden. Der Stich einer asiatischen Hornisse ist in seiner Wirkung etwa so, wie der Stich unserer einheimischen Hornissen. Diese asiatischen Hornissen ernähren sich, wie “unsere” Hornissen von Nektar, Obst und sonstigen pflanzliche Säften und zur Aufzucht der Brut werden Insekten erbeutet, Fliegen, Mücken, Käfer ... und Bienen. Letzteres lässt Deutschlands Imker auhorchen, seit die Nachricht die Runde machte, dass die asiatische Hornisse in Deutschland angekommen ist. Darauf werde ich etwas später noch einmal eingehen. Abgesehen vom Äußeren unterscheiden sich die “Zugereisten” in mehreren Punkten von “unseren” Hornissen. Die Nester der asiatischen Hornisse haben eine Größe von Fußballgröße bis hin zu einer Höhe von 60 cm bis 100 cm und einer Breite von 50 cm bis 80 cm. Der Nesteingang ist immer an der Seite. Zu 90 % werden die Nester in Bäumen angelegt, zu etwa 10 % auch in Gebäuden. Ein asiatisches Wespenvolk ist mit 1000 bis 2000 Tieren bedeutend größer, als ein einheimisches Wespenvolk. Versuche in Frankreich, die Ausbreitung der asiatischen Hornisse einzudämmen, hatten zur Folge, dass, wenn Nester vernichtet wurden und einige Tiere überlebten (was immer der Fall ist), diese Insekten in der Nähe ein neues Nest, teilweise mehrere neue Nester anlegten. Im Gegensatz zu den einheimischen Hornissen sind die asiatischen nicht nachtaktiv.
Zum Schluß möchte ich das Thema Honigbiene noch einmal aufgreifen. Unsere einheimischen Hornissen erbeuten gelegentlich auch Honigbienen, aber langjährige Untersuchungen ergaben, dass dies in einem Maß geschieht, welches keine Gefahr für gesunde Bienenvölker darstellt. Wenn die asiatische Hornisse mit ins Spiel kommt, sollte der Imker dieser Angelegenheit auf jeden Fall seine Aufmerksamkeit widmen, ohne in Panik zu verfallen. Die asiatische Hornisse ist ein vorzüglicher Flieger, mit Flugeigenschaften, welche unsere einheimischen Hornissen nicht vorweisen können. So können sie im Flug auf der Stelle in der Luft verharren, wie Schwebfliegen und sie können sogar rückwärts fliegen. Und sie jagen Honigbienen in größerem Maße, als “unsere” Hornissen. Dabei haben sie folgende Taktik: Sie verharren, auf der Stelle schwebend, vor dem Einflugloch des Bienenvolkes, um sich dann plötzlich auf eine vorbeifliegende Biene zu stürzen. Asiatische Bienen kennen diese Taktik und reagieren in einer solchen Situation mit einem “Senkrechtstart”, so dass der Angriff der Hornisse ins Leere geht. Unsere einheimischen Bienen sind verständlicherweise nicht in der Lage, instinktiv auf die gleiche Weise zu reagieren, denn Angreifer mit dieser Vorgehensweise und diesen Flugeigenschaften sind ihnen unbekannt und so sind sie relativ wehrlos. Aus anderen Ländern wurde allerdings berichtet, dass vereinzelt Bienenvölker sich durch schiere Übermacht erfolgreich gegen die auflauernden Hornissen wehren konnten. Andererseits dringen asiatische Hornissen auch direkt in die Bienenstöcke ein, um Larven zu erbeuten. Um dieses Jagdverhalten der asiatischen Hornisse, Bienen betreffend, zu verhindern, wird vorgeschlagen, im Ein- beziehungsweise Ausflugbereich der Bienen Zweige oder Büsche zu platzieren, sowie an den Flugöffnungen Bleche mit Bohrungen von 5 mm bis 5,5 mm anzubringen. Erfahrungen aus Frankreich, dem Land, welches am längsten in Europa über Erfahrungen mit der asiatischen Hornisse verfügt, zeigen, dass normal starke Bienenvölker die durch die Hornissen verursachten Verluste verschmerzen können. Es wurden jedoch auch einzelne Stöcke stark geschädigt. Das war vor allem der Fall, wenn Bienenstöcke durch die Varoa-Milbe und/oder Insektizide oder die Faulbrut vorgeschädigt waren. Die asiatische Hornisse ist in Deutschland angekommen und wird sich mit einer geschätzten Geschwindigkeit von etwa 200 Kilometern pro Jahr ausbreiten, falls der Prozess nicht noch durch moderne Transportmittel beschleunigt wird. Wie sich die “Zugewanderten” mit unseren einheimischen, geschützten Hornissen vertragen, wird die Zukunft zeigen. Abschließend kann man sagen, dass auch diese Hornissen betreffend, nach den gegenwärtigen Erkenntnissen, Furcht und Panik völlig fehl am Platze sind. Es ist lediglich ein Insekt mehr, welches sich aus fremden Regionen auf den Weg in unsere heimatliche Natur gemacht hat. EIN Lebewesen von vielen fremden Pflanzen und Tieren, die, teilweise seit Jahrzehnten, längst Bestandteil unserer Natur sind. Und mit welchen unsere Natur zurecht kommen muss - wie wir Menschen auch. Schließlich ist es der Mensch,welcher es seit Beginn der christlichen Seefahrt Pflanzen und Tieren ermöglicht, rund um den Erdball zu reisen. Und manchmal sogar mit Absicht, wie es bei dem asiatischen Marienkäfer der Fall ist. Er wurde einst zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Gewächshäusern massenhaft importiert und ist nun auch Bestandteil unserer Natur (näheres dazu in meinem Videofilm “Kleine Gartenhelfer”, auf meinem You Tube - Kanal).
Sebastian Weisz [zurück zur Startseite]