14.07.2017
Die Geschichte der Uhren
der Ev.–luth. Stadtkirche St. Wenzel zu Lommatzsch
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Liebe Leser,
in dieser Ausgabe soll ihnen die Geschichte der Uhren unserer Wenzelskirche vorgestellt werden, soweit sie mit Daten aus dem Kirchenarchiv belegbar ist.In der Zahnschen Chronik der Stadt Lommatzsch aus dem 19Jh. wird um 1591 ein neues Uhrwerk verzeichnet. Aus den Kirchenrechnungen geht hervor, dass man zum Ende des 17.Jh., das Werk der Turmuhr mehrmals reparieren musste. Zudem schaffte die Kirchgemeinde 1669/70 für die Kanzel eine Sanduhr an. Diese ist leider nicht mehr nachweisbar.
1680/81 werden starke Beschädigungen an der Mittelglocke „Messala“ und an der Uhr beseitigt. Im Jahr 1681 macht sich nach mehrmaligen Reparaturen die Anschaffung einer neuen Turmuhr erforderlich.
In den Kirchenrechnungen des Kirchenarchivs tauchen 1685/86 die Abrechnungen folgender „Uhrmachermeister Hannß Michael Lindern, Valtin Holzmüller, Hannß Dammen, Martin Claußen“ aus unserer Region auf.
Der Döbelner Uhrmachermeister Finsterbusch unterzieht 1740 die Turmuhr einer Generalüberholung, bis 1755 pflegt er wohl auch das Uhrwerk.
Pfarrer Haynel moniert „die Zeit wurde nicht gehalten. 1815 beauftragt er den Schlossermeister Nossig zur Reparatur.
Im Jahre 1819 wird der schlechte Zustand der Kirchenuhr beklagt, diese lässt sich nicht mehr aufziehen. Herr Gottlob Panitz repariert die Uhr.
Der Kirchenvorsteher Christian August Arras schreibt 1842 an die Kreisdirektion Dresden, dass man 20 Taler zur Uhrenreparatur benötigt. Die Zeit dieses Uhrwerks scheint wohl abgelaufen sein.
Der Großuhrenmacher Johann David Singer aus Großenhain bietet 1842 dem Kirchenvorstand für 45 Taler die Reparatur des Schlagwerkes und ein neues Gehwerk an.
Im Jahre 1843 hat Singer aus dem „(großen) Hain“ (Großenhain) für die Lommatzscher Kirche eine neue Uhr für 60 Taler gebaut. Der KV schreibt an den Lommatzscher Stadtrat mit Bitte um Kostenbeteiligung, da diese stark gestiegen sind. Man streitet um die hohen Kosten und zieht im Jahr 1845 bis vor das Königlich Sächsische Applikationsgericht zu Dresden. Das „Stadtgericht zu Hayn“ stellt in seinem Urteil fest, dass der Uhrmachermeister Singer seinen Vertrag aus dem Jahre 1842 noch nicht erfüllt habe. Die Kosten belaufen sich im Jahr 1846 auf 140 Taler für den Neubau der Uhr.
Der Schlossermeister Carl Friedrich Baßler hat im Jahr 1848 die Turmuhr „ganz aus einander genommen und geschmiert für 1 Taler 20 Neugroschen“.
Herr Johann Grötzsch erhält in den Jahren 1858 – 1860 von Pfr. Kretzschmar 3 Taler 20 Neugroschen für das Ausputzen und Verändern an dem Steigrad der Turmuhr.
Durch einen Sturmschaden im Jahr 1862 macht sich eine Reparatur am hölzernen Zifferblatt der Turmuhr nötig. Teile sind herabgestürzt. Baumeister Richter repariert das Zifferblatt und die Römischen Zahlen; Klempnermeister Pfützner hat die Zeiger und die Zierecken des Blattes mit Blech beschlagen; Lackierer und Vergolder Scheinpflog führt die Malerarbeiten aus; die Montage übernimmt der Schlossermeister.
Nach einem Baugutachten von Prof. Ernst Hermann Arndt, Baukommissar aus Dresden, führt der Großuhrmacher Carl Friedrich Baßler aus Saultitz b. Nossen 1862 eine Generalreparatur aus. Im Jahr 1896 muss wieder eine neue Turmuhr angeschafft werden.
Herr Baßler aus Lommatzsch reicht einen Kostenvoranschlag über 1520 Mark ein. Baßler bietet eine Turmuhr mit 3 Ziffernblättern, mit Viertel und Stundenschlag an. Die Schieferarbeiten, die Maurer- und Zimmermannsarbeiten sind nicht im Preis enthalten. Die Arbeit erhält die Werks- Nr.130.
Nach rund 3 Monaten ist der Aufbau des Werkes abgeschlossen. Großuhrenbauer Baßler gewährte seinerzeit 5 Jahre Garantie.
Im Jahr 2011 finden Kupferschmiedemeister Albrecht Paditz und Malermeister Lutz Voigt bei Restaurierungsarbeiten an Zifferblättern und Zeigern auf der Rückseite die Signatur „Moritz Basler Lommatzsch 1896 Nr. 130.
Im Rahmen dieser Arbeiten werden die römischen Ziffern IV wieder in IIII verändert. Damit wurde der Originalzustand wieder hergestellt.
Ebenfalls werden zwei Einschusslöcher vom II. Weltkrieg wieder geschlossen. 2014 werden diese Arbeiten abgeschlossen.
Die Pflege des Uhrwerkes, zum Beispiel das Ölen und Schmieren sowie das tägliche Aufziehen des Uhrwerkes übernimmt seit vielen Jahren treu unser Kirchner Holger Fischer.
Nach der Konfirmation 2017 hat die Dresdner Fa. Uhrentechnik Andreas Vogler mit der Generalrestaurierung des Uhrwerkes begonnen. Die gesamte Mechanik des Schlagwerkes ist wieder instand gesetzt worden. Das Uhrwerk erhält zusätzlich einen elektrischen Aufzug mit 3 Motoren und ersetzt so den bisher notwendigen täglichen Handaufzug. Inzwischen ist das restaurierte Uhrwerk mit seinen Überarbeitungen eingebaut.
Noch laufen Uhr- und Schlagwerk im Probebetrieb. Notwendige Feinjustierungen werden noch vorgenommen. Die Restaurierung ist seit der Anschaffung der Uhr im Jahr 1896 die umfangreichste Maßnahme.
Zusätzlich sind Elektroarbeiten und Beräumungsarbeiten notwendig.
Wir bitten Sie liebe Leser um Unterstützung, damit unsere Turmuhr wieder die Zeit pünktlich und zuverlässig anzeigen kann.

Archiv der Kirchgemeinde Lommatzsch – Neckanitz KA 19, 20, 26, 326, 439, 446, 452, 577, 1239 Dr. Zahn Chronik der Stadt Lommatzsch s.53, s79)
Dieter Keil
Kirchenvorstandsvorsitzender
Stand 10.07.2017 [zurück zur Startseite]